Schwindung im Spritzgussverfahren: Ursachen und Umgang

Die Schwindung beschreibt das Phänomen, bei dem sich Kunststoffteile nach dem Spritzgussprozess beim Abkühlen zusammenziehen und in ihrer Größe geringfügig verändern. Dieser Effekt tritt auf, weil sich die Kunststoffschmelze während des Abkühlens in der Form verdichtet und schrumpft. Die Schwindung ist ein natürlicher Teil des Spritzgussprozesses und muss bei der Werkzeugkonstruktion berücksichtigt werden, um die Maßhaltigkeit der Bauteile sicherzustellen.

Ursachen der Schwindung

  1. Materialeigenschaften: Verschiedene Kunststoffe haben unterschiedliche Schwindungsraten. Thermoplaste wie Polypropylen (PP) oder Polyethylen (PE) neigen zu einer höheren Schwindung, während Kunststoffe mit Füllstoffen, wie Glasfaserverstärkte Kunststoffe, weniger stark schrumpfen.
  2. Abkühlung: Die Temperaturdifferenz zwischen der Schmelze und der Form beeinflusst die Schwindung stark. Je größer der Temperaturunterschied, desto stärker schrumpft das Material. Eine gleichmäßige Kühlung ist entscheidend, um Schwindungsunterschiede innerhalb eines Bauteils zu vermeiden.
  3. Geometrie des Bauteils: Dickere Wandstärken neigen zu stärkerer Schwindung, da das Material mehr Zeit zum Abkühlen benötigt. Dünnwandige Teile kühlen schneller ab und weisen daher eine geringere Schwindung auf.
  4. Verarbeitungstechniken: Prozessparameter wie Einspritzdruck, Nachdruck und Zykluszeit beeinflussen die Schwindung. Ein höherer Nachdruck verringert die Schwindung, da mehr Material in die Kavität gefüllt wird, bevor das Bauteil erstarrt.

 

Maßnahmen zur Kontrolle der Schwindung

  1. Berücksichtigung der Schwindung bei der Werkzeugkonstruktion: Bei der Konstruktion eines Spritzgusswerkzeugs wird die erwartete Schwindung des verwendeten Materials in die Maße des Werkzeugs einkalkuliert. Dazu wird ein Schwindungsfaktor auf die Bauteilmaße angewendet, sodass das fertige Bauteil nach dem Abkühlen die gewünschten Abmessungen hat.
  2. Optimierung der Kühlung: Eine gleichmäßige Temperaturverteilung im Werkzeug ist entscheidend, um Schwindungsunterschiede zu minimieren. Uneinheitliche Abkühlung kann zu Verzug oder Maßabweichungen führen. Durch eine gezielte Temperierung lässt sich die Schwindung kontrollieren.
  3. Einsatz von Füllstoffen: Kunststoffe, die mit Glasfasern oder anderen Füllstoffen verstärkt sind, weisen geringere Schwindungsraten auf. Diese Materialien behalten aufgrund ihrer höheren Steifigkeit auch nach dem Abkühlen ihre Form besser bei.
  4. Anpassung der Prozessparameter: Der Nachdruck und die Kühlzeit können gezielt angepasst werden, um die Schwindung zu minimieren. Durch einen höheren Nachdruck wird mehr Material in die Kavität gedrückt, wodurch das Volumen im fertigen Bauteil erhöht wird und die Schwindung reduziert werden kann.

 

Schwindungsraten gängiger Kunststoffe

  • Polyethylen (PE): 1,5 – 3,5 %
  • Polypropylen (PP): 1,5 – 2,5 %
  • Polyamid (PA): 0,7 – 2,0 %
  • Polystyrol (PS): 0,3 – 0,6 %
  • Glasfaserverstärkte Kunststoffe: 0,1 – 0,5 %

 

Herausforderungen bei der Schwindung

Die Schwindung ist nicht immer gleichmäßig, was zu Verzug oder Maßabweichungen führen kann. Besonders bei komplexen Geometrien kann dies problematisch werden. Die Konstruktion muss daher sowohl die Materialwahl als auch die Bauteilgeometrie sorgfältig abstimmen, um ungleichmäßige Schwindungseffekte zu vermeiden.

 
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